Die touristische Anlage ist eine komplexe Holz-Erde-Architektur mit sieben Ringen aus Palisaden, Gräben und Wällen und einem äußeren Durchmesser von 115 Meter. Zahlreiche Deponierungen wie Scherben von Keramikgefäßen, Tierknochen, Steinbeile und Mahlsteine und menschliche Skelette sprechen für die Nutzung wahrscheinlich als zentrales Heiligtum mit vielfältigen Ritualen, schätzungsweise zum Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. Heute, im Jahre 2021, soll am Ringheiligtum Pömmelte ein neues Besucherzentrum entstehen, das ab Herbst 2022 Besucher und Besucherinnen aus aller Welt empfangen wird. Ein Besucherzentrum, das als erster moderner Stampflehmbau Mitteldeutschlands, ebenfalls in die Geschichte eingehen wird.
CLAYTEC Handwerkspartner/-innen und der Dachverband Lehm e.V. am Ringheiligtum Pömmelte
Seit vielen Jahren arbeitet der Dachverband Lehm e.V. an DIN-Normen, Richtlinien und Qualitätsstandards für den Lehmbau. Als zweiter Vorsitzender prägt CLAYTEC Technik- und Vertriebsleiter Dipl.- Ing. Ulrich Röhlen diese Ausarbeitungen mit seinen fundierten Fachkenntnissen. Am Ringheiligtum Pömmelte hatten Handwerker/innen die Möglichkeit, eine Fortbildung des Dachverband Lehm e.V. zum Stampflehmbau zu belegen. Die Lehmbauarbeiten wurden durch den Lehmbauer und Ausbilder beim Dachverband Lehm e.V. Hubert Heinrichs ausgeführt. Auch CLAYTEC Handwerkspartner/-innen bildeten sich, als bereits zertifizierte Lehmbauer/innen, zur Fachkraft für Stampflehmbau weiter. Zusammen mit knapp 50 freiwillige Helfer/-innen aus den Bereichen Architektur, Denkmalpflege und Ingenieurswissenschaften wurde der imposante Stampflehmbau erschaffen. Der Bau in Pömmelte wäre ohne das Engagement und das beherzte Handeln aller Beteiligten nicht zu realisieren gewesen.
Stampflehm als zeitgenössische Bauweise für das neue Besucherzentrum
Seit Juli wurden 130 Tonnen Lehm in eine hölzerne Schalung gestampft. Zeitgemäße Architektur, gebaut wie bereits vor Jahrtausenden Jahren: mit den eigenen Händen und den Baustoffen, die die Natur bereithält. Der Salzlandkreis als Bauträger hat sich bewusst für den zukunftsweisenden Architekturentwurf des Büros sußmann + sußmann, Magdeburg, entschieden. Schon die stein- und bronzezeitlichen Gebäude am Ringheiligtum wurden vor 4.000 Jahren mit Lehm und Holz erbaut. Die Stampflehmtechnik, bei der lagenweise erdfeuchter Lehm in eine hölzerne Schalung gefüllt und verdichtet wird, ist in Mitteldeutschland seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verbreitet und wird bevorzugt in der modernen Architektur wieder angewandt. Bis Ende der 1950er Jahre war in Mitteldeutschland das Bauen mit Lehm weit verbreitet. Die Region blickt allerdings eher auf traditionelles Lehmbauerbe zurück. Abertausende Gehöfte und kleinere Höfe, aber auch stattliche Wohnhäuser, später Mehrfamilien- und Reihenhäuser und öffentliche Bauten wurden mit massiven Wände aus Lehm errichtet. Das neue Besucherzentrum soll einen modernen Stampflehmbau verkörpern.
Das längliche Gebäude steht direkt auf der frühbronzezeitlichen Mega-Siedlung vor den Toren des Ringheiligtums Pömmelte und wird nach seiner Fertigstellung als Besucherzentrum dienen. Am 07.09.2021 wurden im Beisein des Landtagspräsidenten Dr. Gunnar Schellenberger die Lehmwände von der Schalung befreit. Die einzelnen Stampflagen von gut 10 Zentimeter Höhe zeichnen sich ganz deutlich ab, die leicht unterschiedliche Färbung des Lehms strukturiert den Monolith. Die Wand ist nicht nur klimafreundlich, sondern auch ästhetisch ansprechend. Doch bevor sie endgültig bestaunt werden kann, wird sie die nächsten zwei Monate luftdurchlässig eingerüstet, damit sie trocknen und die Last des Betondachs, das anschließend aufgesetzt wird, für die nächsten 500 Jahre tragen kann.
Öffentliche Unterstützung ermöglicht das neue Besucherzentrum
Der Salzlandkreis betreibt und entwickelt das Ringheiligtum Pömmelte in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Für das neue Touristeninformationszentrum werden rund 1,8 Millionen Euro investiert, zu 90 Prozent gefördert von Bund und Land Sachsen-Anhalt. Zur Ausstattung mit zukunftsfähiger IT-Infrastruktur stehen zusätzlich 800 000 Euro Fördergeld zur Verfügung. „Mit dem Bau vereinen wir Geschichte und Moderne“, verweist Landrat Markus Bauer auf die besondere Kombination. „Das neue Haus in alter Bauweise statten wir aus mit modernster, digital vernetzter Technik und einem Besucherservice, der noch einmal neue Anziehungskraft entfaltet. So wird das Ringheiligtum den Salzlandkreis touristisch weiter nach vorn bringen und dazu beitragen, die Region als attraktiven Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu etablieren.“, begründet der Landrat das große Engagement. Bereits jetzt zählt die Rekonstruktion der Kultstätte als Anziehungspunkt. Seit Eröffnung 2016 stiegen die Besucherzahlen kontinuierlich an. Im letzten Jahr waren es 40 000 Besucher und Besucherinnen in Pömmelte.
Die interpretative Rekonstruktion der Anlage am originalen Standort umfasst 10.000 Quadratmeter Fläche mit einer neun Meter hohen Aussichtsplattform, mit Parkplatz, Zuwegung, Verbindung zum Elberadweg und Sitzmöglichkeiten.
Weitere Informationen:
Kontakt Salzlandkreis:
Stabsstellenleiterin Kultur und Beteiligungsmanagement
Frau Czuratis
E-Mail: pczuratis@kreis-slk.de
Telefon: 03471 684 -1540
Stabsstellenleiter Digitalisierung und Innovation
Herr Helbig
E-Mail: dhelbig@kreis-slk.de
Telefon: 03471 684 - 1717
Beteiligte Firmen:
Bauträger: Salzlandkreis
Architektenleistung: sußmann + sußmann, Magdeburg
Tragwerkplanung, Fachplanung Lehmbau: ZRS Ingenieure, Berlin
Ausführung Lehmbau: Zimmerei Heinrichs, Hiddenhausen
Weiterführende Informationen unter folgenden Links:
https://sussmann.biz/projekt/ringheiligtum-poemmelte-errichtung-einesinformationszentrums/