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Die erste Denkmalpflege-Lehmbaustelle und der Startschuss für Lehmbau Breidenbach

Wie der Kollenberger Hof in Neuss-Rosellen als erste Denkmalpflege-Lehmbaustelle der konkrete Anlass zur Gewerbeanmeldung des Handwerksbetriebes Lehmbau Breidenbach war und damit als Grundstein für den Erfolg des Familienunternehmens CLAYTEC gilt.

Der Kollenberger Hof in Neuss-Rosellen

2. August 2021

Wie der Kollenberger Hof in Neuss-Rosellen als erste Denkmalpflege-Lehmbaustelle der konkrete Anlass zur Gewerbeanmeldung des Handwerksbetriebes Lehmbau Breidenbach war und damit als Grundstein für den Erfolg des Familienunternehmens CLAYTEC gilt.

1983, Neuss-Rosellen, ein altes verfallenes Fachwerk-Bauernhaus. Die Eigentümer und Bauherren, die Familie Batt, hatten die Lehmbauarbeiten am Fachwerkprojekt Tho-Rieth-Hof der Familie Breidenbach in Viersen besichtigt und wünschten sich eine gleichartige Ausführung mit Stroh-Leichtlehm. Der Tho-Rieth-Hof in Viersen war zu diesem Zeitpunkt seit Jahren die Versuchsbaustelle der Familie Breidenbach zu Techniken der Denkmalpflege und eben auch zum Lehmbau. Architektin beider Fachwerk-Projekte war Inge Breidenbach, die Mutter von Peter Breidenbach. Die Denkmalpflege unterstützte den Ansatz einer klassischen Fachwerkrestaurierung des Kollenberger Hofes in Lehmbautechniken mit Begeisterung, weil diese Baustelle die wohl erste Baustelle im damaligen Westdeutschland war, bei der Lehmbauarbeiten gewerblich ausgeführt werden sollten.

Start von Lehmbau Breidenbach

1983 wurde am Kollenberger Hof mit den Freilegungs-, Gründungs- und Dacharbeiten begonnen. 1984 kamen im Wesentlichen die Außenwände aus Stroh-Leichtlehm hinzu. Der an Peter Breidenbach herangetragene Wunsch der Bauherren, auf Grund seiner einschlägigen Erfahrungen am Tho-Rieth-Hof, auch den Kollenberger Hof in Lehmbauweise zu restaurieren, war der konkrete Anlass zur Gewerbeanmeldung des Handwerksbetriebes Lehmbau Breidenbach (heute CLAYTEC Lehmbaustoffe) von  Peter Breidenbach am 1.4.1984.

Als das Fachwerk in vollem Umfang restauriert und die Gründungsmauern fertiggestellt wurden, wurde am 9.7.1984 mit der Verlattung, an der die innere Schalung geführt werden sollte, begonnen. Neben Ulrich Röhlen, heute Technik- und Vertriebsleiter bei CLAYTEC, arbeiteten Martin Breidenbach, Architekt und Bruder von Peter Breidenbach, und Michael Peschgens, ebenfalls heute noch CLAYTEC, mit an der Verlattung. Peter Breidenbach und Ulrich Röhlen sind seit der Schulzeit enge Freunde und setzten ihre geballten Kenntnisse am Kollenberger Hof erfolgreich ein. Hinzu kamen noch einige Schulfreunde, die „gerade nichts zu tun hatten“.

Am 27.7.1984 wurde die Baustelle für die Leichtlehmarbeiten eingerichtet. Der zu verarbeitende Lehm wurde direkt vom Niederrhein, Peter Breidenbachs Heimatregion, zur Baustelle gefahren. Die gigantischen Strohmengen, die im Kollenberger Hof zum Einsatz kommen sollten, kamen von einem Landwirt aus der direkten Umgebung.

Der EIRICH Mischer R07

Die Baustelleneinrichtung bestand primär aus dem EIRICH Mischer R07, ein extrem leistungsfähiger Industriemischer, der hier erstmals auf einem Fahrgestell montiert wurde. Die Stromversorgung auf den Baustellen war in den folgenden Jahren, besonders im ländlichen Raum, oft eine Herausforderung. Wegen der recht aufwendigen Konstruktion konnte diese Arbeitsmaschine erst am Tag zuvor, also am 26.7.1984, für den Verkehr zugelassen werden. Das dafür notwendige Gutachten des technischen Überwachungs-Verein Rheinland e.V. aus Kempen am Niederrhein hat Peter Breidenbach noch heute in der hauseigenen „Asservatenkammer“. Bis dahin wurde in Freilichtmuseen oder bei Eigenleistungsprojekten Lehm immer mühsam von Hand aufbereitet, da geeignete Maschinen fehlten. Peter Breidenbach hatte es sich zum Ziel gesetzt, seine Arbeit in Unternehmerleistung kostengünstig ausführen zu können, sodass der Einsatz einer Maschine unabdingbar war. Neben der Kosteneffizienz konnte so körperlich starke Arbeit deutlich reduziert werden. Gleichzeitig war der Einsatz von Maschinen für Peter Breidenbach nur dann akzeptabel, wenn keine qualitativen Einbußen bei Baustoff Lehm zu erwarten waren. Darauf achtete er bei jedem Arbeitsschritt.

Der EIRICH Mischer R07 hat in allen Jahren der Baustellentätigkeit für Lehmbau Breidenbach, heute CLAYTEC Lehmbaustoffe, in der Funktion keine Wünsche offen gelassen: von der Herstellung von Ziegelmehl als Zuschlag, über Schlämme für Leichtlehme bis hin zu zähem Strohlehm – hiermit gemischte Lehmputze hatten eine außerordentliche Qualität. Der EIRICH Mischer wird, so wie er damals verwendet wurde, in diesem Jahr von CLAYTEC Lehmbaubaustoffe generalüberholt und im Versuchslabor einen neuen Platz finden.

„Die Fritteuse“

Die Lehm-Schlämme wurde mit einer Pressluft-Membranpumpe, die ebenfalls noch heute im Betrieb ist, vom Mischer zu der Strohleichtehm-Tauchwanne gefördert. Liebevoll nannten Peter Breidenbach und Ulrich Röhlen die Strohleichtehm-Tauchwanne „die Fritteuse“. Auf unzähligen Baustellen wurde „die Fritteuse“ eingesetzt; vor allem auf Baustellen mit viel Eigenleitung. „Die Fritteuse“ wurde viele Jahre von Peter Breidenbach an Freunde und Bekannte für Baustellen mit viel Eigenleistung ausgeliehen und ist nach Hörensagen noch heute in Betrieb.

Für weitere Bauvorhaben kam „die Fritteuse“ allerdings zügig an ihre Kapazitätsgrenzen. Die erreichten Mengen reichten nicht mehr aus, sodass Peter Breidenbach und seine Kollegen für ein Bauvorhaben in Düren-Merzenich eine weitere Eigenkonstruktion in Betrieb nahmen. Dazu später mehr.

Ein tolles Team!

Nach dem Mauken wurde der Stroh-Leichtlehm in die Schalung eingestampft.  Die dazu verwendeten eisernen Joche mit Schalungsankern erwiesen sich bald als zu unflexibel, sodass die Schalung folglich geschraubt wurde und die Ausfachung, aus Stroh-Leichtlehm, bündig mit dem Gefach abschloss. „Zur damaligen Zeit gab es noch keine Akku-Schrauber, sodass das Schrauben im Innen- und Außenbereich, sowie die Arbeiten mit Stichsägen und die Baustellenbeleuchtung, zu einem ziemlichen Kabel-Wirrwarr führten“, beschreibt Peter Breidenbach die „Problematik“ heute. Neben Peter Breidenbach, Ulrich Röhlen, Martin Breidenbach, Michael Peschgens und Miko Nellessen waren weitere Mitarbeiter/innen und Helfer/innen aus dem Freundeskreis bei diesem Bauvorhaben tätig: Georg Sehrbrock, ein befreundeter Musiker; Gabi Breidenbach, damals Gabi Kemme, Peter Breidenbachs Ehefrau; Pille (Willhelm) Reiners, Tischler; und Angelika Peschgens, früher Zaake, Ehefrau von Michael Peschgens. Zu vergleichen mit einem kleinen Start-Up, so wie es in der heutigen Zeit genannt werden würde, legte das gesamte Team rund um Peter Breidenbach den Grundstein für den Start einer erfolgreichen Unternehmung. Mit geballter Kraft wurde am Kollenberg-Hof 65m² Außenwand in nur fünf Wochen ausgefacht.

Ein Elektromesser im Einsatz

Nach der Trocknung des Lehms wurden die bündigen Ausfachungen des Stroh-Leichtlehms am Holzwerk zurückgeschnitten. Hierzu setzte das Team ein Moulinex Elektromesser ein. Ursprünglich für Lebensmittel auf den Markt gebracht, eignete sich das Messer ebenfalls für das Holzwerk. Zum Erstaunen aller beteiligten hatte das Messer keine Schwierigkeiten, die ca. 400m² Gefache zu durchzuhalten.

Die Flächen wurden zur Putzvorbereitung abgeflämmt. Der Kalk-Putz, aus eigener Herstellung, war entsprechend der beschriebenen Konstruktion leicht kissenförmig und ist bis heute in bestem Zustand.

Vorteil des Baustoffs Lehm: Wiederverwertbarkeit 

Die Stroh-Leichtlehm-Arbeiten wurden am 18.9.1984 mit dem Säubern der Geräte und dem Rücktransport der Maschinen beendet. Peter Breidenbach hat alle Erfahrungen in Tagebüchern als „Tagesberichte“ festgehalten und blickt heute immer noch positiv auf die ereignisreichen Tage am Kollenberger Hof zurück. Die Lehmreste, die am Kollenberger Hof entstanden sind, wurden nach der Beendigung der Lehmbauarbeiten aufgelesen und als Dämmplatten für ein weiteres Gebäude gefertigt. Dieser Credo gilt bis heute bei der Firma CLAYTEC: als verantwortungsvolles Unternehmen sorgen wir dafür, dass alle unsere Lehmbaustoffe dem Kreislauf unserer Erde zurückgegeben werden können.

Die Restaurierung des Kollenberger Hofes in Neuss-Rosellen durch Peter Breidenbach und seine Kollegen/innen ist rückblickend, neben den Versuchsbauten von Franz Volhard, das mit Abstand größte Lehmbauvorhaben seiner Zeit. Im Folgenden wurden in diesem Objekt noch alle Innenwände mit Flechtwerk und Strohlehm ausgeführt und alle Flächen der Innen- und Außenwände mit Lehm verputzt. Fast alle Balkendecken wurden als „Kölner- Decken“ ausgeführt.

Peter Breidenbach wird als Pionier im Lehmbau bezeichnet. Das Bauvorhaben am Kollenberger Hof unterstreicht, dass diese Auszeichnung verdient ist.

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