Drei Senioren vereinte der Wunsch nach einem Traumhaus, mit dem sie gemeinsam alt werden können – so war die Idee der Senioren-WG geboren und der Startschuss für das private Bauprojekt gegeben.
Dabei war das Motto des Bauprojektes: So flexibel wie nötig und so nachhaltig wie möglich. Ein schmales Grundstück zwischen Bestandgebäuden im ländlichen Raum bildete die Basis für das Bauvorhaben. Bei der Planung des Alterswohnsitzes war es der Bauherrschaft vor allem wichtig, einen hohen Grad an Flexibilität zu berücksichtigen. Das Gebäude sollte zunächst alle Bedürfnisse der drei Senioren abdecken, daher wurden alle Schlafräume, die dazugehörigen Bäder und Gemeinschaftsräume auf einer Ebene umgesetzt. Räumlichkeiten für Besucher*innen wurden unter dem Dach eingeplant. Das Gebäude sollte außerdem nach der Nutzung als Senioren-WG ohne größere Umbauten weiterhin genutzt werden können. Daher wurde der Grundriss so geplant, dass das Haus ebenfalls als Einfamilienhaus, Single-WG oder Arbeitsstätte genutzt werden kann.
Neben der flexiblen Nutzung des Gebäudes hatte die Verwendung von natürlichen Materialien höchste Priorität. Die Bauherren entschieden sich für einen Holzständerbau mit einer Strohausfachung. Diese Bauweise setzt die Ressource Holz sparsam ein und ist dadurch wirtschaftlicher und nachhaltiger. Lediglich die Decke wurde aus Massivholz als Brettstapeldecke ausgeführt. Die Holzständerwände wurden bereits in der Zimmerei vorgefertigt und fertig mit Strohballen gedämmt auf die Baustelle geliefert. Schilfrohrmatten dienten im Anschluss als Putzträger, auf welche eine Wandflächenheizung verlegt wurde. Für das Einputzen der Wandflächenheizung wurde der Lehm-Unterputz mit Stroh aus dem Hause CLAYTEC verwendet, dieser ist ideal für dicke Lagen geeignet, bis zu 35 mm können in einem Arbeitsgang problemlos aufgetragen werden. Als Deckputz wurde im Anschluss der Lehm-Oberputz fein 06 verwendet, ein feinkörniger Dünnlagenputz für den Innenbereich. Final wurde die Oberfläche mit der weißen Lehmfarbe gestrichen. Der verarbeitungsfertige Anstrich kann ganz einfach mit der Rolle oder sehr wirtschaftlich mit Airless-Spritzgeräten aufgetragen werden.
Eine unbehandelte Lärchenholzfassade prägt das Erscheinungsbild des Gebäudes, mit der Zeit erhält das Holz einen individuellen, silbrigen Glanz. Sämtliche Böden sind mit Dielen aus Weißtanne gestaltet. Die konsequente Verwendung von natürlichen Materialien, vorranging Lehm, Stroh und Holz, ermöglichte eine klimafreundliche, zirkuläre und saubere Umsetzung des Neubaus. Entstanden ist ein Gebäude, das seinen Bewohner*innen die gewünschte Flexibilität, sowie ein selbstbestimmtes Leben im Alter, ermöglicht.
Architekturbüro: Michael Welle
Handwerksbetrieb Lehmarbeiten: Lehmbau Glück
Handwerksbetrieb Holzbau: Holzbau Bendler
Fotos: Michael Welle